Part II

2021

Madelin

Den größten Teil meines Lebens schämte ich mich für meinen Körper. Schon immer war ich dieses kleine, schmächtige, blasse Ding. In der Grundschule habe ich mich für meine Augenringe und meine Sommersprossen geschämt. Später in der Mittelstufe bekam ich eine feste Zahnspange verpasst, war immer noch sehr schmal und eine richtige Spätzünderin. Wegen letzteren beiden Sachen wurde natürlich im Schwimmunterricht getuschelt. Von anderen Kindern wurde ich gehänselt, weil ich so sensibel war und schon immer eine kurze Zündschnur hatte. Am besten habe ich die Schule dann damit überstanden, mich so klein wie möglich zu machen und in die hintersten Reihe zu verdrücken. In meinen Augen war ich nie so hübsch, klug, beliebt oder selbstsicher wie die anderen Mädchen. Wobei es rückblickend wohl die wenigsten waren und die andern es wahrscheinlich einfach besser überspielen konnten.

Zum Glück hatte ich immer meine Mädels, die mich so akzeptiert haben wie ich bin und dies auch heute noch tun. Ohne sie wäre die Zeit damals und auch heute noch viel einsamer und unglücklicher gewesen. Wir kennen uns seit der Grundschule, haben viel zusammen durchgemacht und sind bis heute noch befreundet. Ich bin so unendlich dankbar für sie, denn sie haben mein Leben so sehr bereichert.

Meiner Meinung und Erfahrung nach ist die Verbindung zwischen Frauen etwas unglaublich starkes und wundervolles. Weswegen es für mich so wichtig ist, unter Frauen nicht mehr untereinander zu wetteifern und alle als „böse Konkurrenz“ zu sehen, sondern uns gegenseitig zu unterstützen und anzufeuern. Denn dann erst werden wir wirklich mächtig. Natürlich sind wir nicht perfekt, aber das macht uns auch so besonders. Vor allem, wenn wir zu unseren „Makeln“ stehen können. Was auch immer diese sein mögen und zum Beispiel im Stande sind zu sagen: „Ja, ich bin hitzköpfig und habe Schiefe Zähne, aber dafür bin ich voll nett und man kann sich immer auf mich verlassen.“ Own it.

Heute bin ich zwar noch längst nicht da, wo ich sein möchte, aber das ist okay. Schließlich bin ich schon ein ganzes Stück gekommen und auf dem besten Weg die Frau zu werden, die mein kleines Ich mega cool findet.

Aber deswegen ist dieses Projekt auch so wichtig. Es ist einfach so viel mehr, was uns schön und einzigartig macht. Wir haben alle so viel Kraft in uns und je besser wir uns um uns selber kümmern und uns und Andere akzeptieren, desto schöner wird die Welt. Wir sind alle viel menschlicher und unvollkommener als es von außen scheint. Und das finde ich persönlich wundervoll, weil es uns greifbarer macht und mehr miteinander verbinden kann.

Beste Grüße
Madelin

Element Erde